EINBUCH 1 | Die Brustwarzen

Miba Eisbraun | EINBUCH 1  1 von 1

Die Brustwarzen

VIDEO | LESUNG | TEXT

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Miba Eisbraun | EINBUCH 1 1 von 1 (Prototyp) | Die Bustwarzen | Cover

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TRAILER – Die originale Version hat eine Länge von 17:10

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D I E   B R U S T W A R Z E N

 Der Schrecken fuhr ihm bis in die Ohren. Er hatte seine Brustwarzen verloren! Entsetzt tastete er immer wieder mit seinen Fingern über seine Brüste. Aber beide Warzen waren nicht mehr da! Seife war ihm in die Augen geraten. Er fühlte sich besudelt vom heißen Wasser des Duschstrahls. Ohne sich wirklich abzutrocknen sprang er aus der Duschkabine. Er stellte sich vor den Badezimmer-Spiegel. Dieser war jedoch angelaufen. Ungeduldig wischte er mit dem Handtuch das trübe Glas ab. Der Spiegel lief abermals an. Er wiederholte den Vorgang. Schließlich bildete sich für Momente ein kondensfreies Fenster. Darin sah er sich klar und deutlich. Beide Brustwarzen waren nicht mehr vorhanden! Es sah schrecklich aus. Da war nur mehr helle Haut – und Männerhaar.

 Ihm schwindelte. Kurz war ihm, als hätte er den Verstand verloren. Er hatte das Gefühl, mit der Wirkung einer Kraft konfrontiert zu sein, die nicht von dieser Welt war. Sie konnten doch nicht plötzlich weg sein, seine Brustwarzen!? Womöglich träumte er noch? Er war sich gewiss, die Warzen in der Nacht noch gehabt zu haben. Doch wie konnte er sich da so sicher sein?

 Brustwarzen zu haben, das ist etwas so Selbstverständliches! Man achtet nicht darauf, ob sie vorhanden sind oder nicht. Und wenn man sie verliert, und das ist mit keinem Schmerz, keinem Kitzeln oder so verbunden – es passiert einfach so, auch ganz selbstverständlich – wie sollte man das etwa bemerken!?

Er hatte schon gefrühstückt an diesem Morgen. Er hatte der Katze zu fressen gegeben. Der schwere Verlust war ihm jedenfalls nicht aufgefallen gewesen.

 Ihm schoss der Gedanke ein, er müsse die Warzen beim Duschen verloren haben – sie abgewaschen haben so quasi  Er sah nach. Nein, sie lagen nicht in der Duschwanne! Auch im Abflusssieb hielt er vergeblich nach ihnen Ausschau. Panisch setzte er seine Suche im Schlafzimmer fort. Das Bett durchwühlte er. Er beutelte Leintuch, Decken und Pölster aus. Auf dem Boden kroch er herum. Küche und Wohnzimmer stellte er auf den Kopf. Seine Brustwarzen blieben jedoch unauffindbar.

 „Verdammt!“ dachte der Herr. Es war ein so herrlicher Sommersonntag. Er hatte doch in einer Stunde das vielleicht wichtigste Rendezvous seines Lebens. Mit dieser Frau der Frauen wollte er zum Baden an den See fahren. Zum Baden!!! Und das ohne Brustwarzen!!!

 Der Stress saß ihm in Kopf und Gliedern. Er war so nervös, dass er kurz mit dem Gedanken spielte, sich Brustwarzen kaufen zu gehen. Aber die Geschäfte hatten ja geschlossen am Sonntag, und außerdem konnte man Brustwarzen nicht so einfach besorgen. Danach erlöste ihn für Momente der Einfall, sich welche mit Schminke aufzutragen. Aber er hatte ja gar keine Schminke und im Wasser würde sich diese ohnedies von der Haut lösen. Dann kam ihm ein Brustwarzen-Tattoo in den Sinn. Doch wie sollte er innerhalb einer Stunde zu solchen Tattoos kommen!?

 Es half alles nichts. Der Herr, der seine Brustwarzen verloren hatte, erwog zwei Möglichkeiten: Entweder er sagte das Treffen mit seiner Traumfrau ab oder er ging hin und hätte mächtigen Erklärungsbedarf. Er entschloss sich für das Letztere. Das Treffen war ihm einfach zu wichtig. Er versprach sich immerhin eine Änderung seines Lebens davon.

 Er holte seine Sie ab. Der Herr war merklich aufgeregt. Bald saß das Paar am bereits recht überfüllten Ufer des Badeteiches auf zwei getrennten Badetüchern. Wegen der vielen Leute ringsum lagen die Beiden eng beisammen. Der Herr behielt sein Leibchen an. Die Dame trug einen Bikini. Es wurde immer heißer an diesem fortgeschrittenen Vormittag. Der Herr schwitzte sichtlich. „Wollen wir nicht ins Wasser gehen“, meinte seine Begleiterin. Er überlegte, was er nun sagen solle, da er ja sein Shirt nicht ausziehen konnte. „Ich fürchte, ich vertrage die Sonne heute nicht so gut“, meinte er, auf sein Leibchen deutend.

 Seine Begleiterin stand schon vor ihm in ihrer ganzen Pracht. Mit einem Blick über ihre Schulter wandte sie sich nochmals zu ihrem Badebegleiter um: „Ich könnte heute mein Oberteil auch nicht ablegen. Meine Brustwarzen sind mir abgefallen und ich konnte sie bisher nicht wieder finden!“

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 © Miba Eisbraun 2011

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